Zum vierten Mal trafen sich am 13. März rund 40 VertreterInnen von Kommunen, Ministerien, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zum Forum Nachhaltige Beschaffung Baden-Württemberg – diesmal im Umweltministerium. Ganz oben auf der Tagesordnung stand nach der Begrüßung durch Volker Wehle vom Umweltministerium und Moderator Uwe Kleinert von der Werkstatt Ökonomie der Austausch zum Sachstand der neuen Verwaltungsvorschrift (VwV) Beschaffung: Sie dürfte ab 1. April in Kraft treten und wird Regelungen zur Beachtung von Umwelt- und Sozialstandards bei der Auftragsvergabe des Landes beinhalten. In einer weiteren Verwaltungsvorschrift (VwV Vergabe) soll – möglicherweise noch in der ersten Jahreshälfte – an die Kommunen die Empfehlung ausgesprochen werden, bei ihrer Auftragsvergabe entsprechend der VwV Beschaffung zu verfahren.
Anschließend stellte Iris Degen von Engagement Global / Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) den grundlegend neu strukturierten Auftritt des Kompass Nachhaltigkeit öffentliche Beschaffung vor: http://oeffentlichebeschaffung.kompass-nachhaltigkeit.de. Der Kompass gibt ganz konkrete, praktische Hilfestellung für öffentliche Ausschreibungen, zurzeit für fünf Produktkategorien, nämlich Textil & Bekleidung, Papier, Computer, Lebensmittel sowie Holz & Holzprodukte. Die unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen in den Bundesländern sind dabei berücksichtigt. Der Kompass wird weiter ausgebaut, wobei auch Änderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen zeitnah eingearbeitet werden sollen. Die SKEW wünscht sich nicht nur eine rege Nutzung des Angebots, um gute Argumente für seine nachhaltige Absicherung zu haben, sondern auch Inputs von BeschafferInnen, sei es in Form von Anregungen und Kritik, sei es in Form konkreter Ausschreibungstexte. Im Verlauf der anschließenden Diskussion wies Iris Degen auch auf eine neue Online-Datenbank der GIZ zu Nachhaltigkeitsstandards hin: www.siegelklarheit.de.
In einem engagierten Vortrag erläuterte Ulrich Hellenbrand von der Stadt Mainz die nachhaltige Beschaffung über den von ihm betreuten elektonischen Produktkatalog. Er verbindet den zentralen Einkauf und die dezentrale Bestellung der unterschiedlichsten Produkte. Durch die Mengenbündelung konnten zum Beispiel bei der Beschaffung von Recyclingpapier 40 Prozent der Kosten eingespart werden. Die NutzerInnen erhalten dabei auch Informationen über dier ökologische und soziale Qualität der Produkte. Ein konkreter Erfolg ist, dass mit dem elektronischen Katalog der Anteil von Recyclingpapier beim Kopierpapier von 20 auf 85 Prozent gestiegen ist.
In der Berichtsrunde ergriffen zwei Vertreter der evangelischen Kirchen im Land das Wort: Klaus-Peter Koch von der Württembergischen Landeskirche berichtete über die geplante Verankerung der nachhaltigen Beschaffung in der Haushaltsordnung der ELKW. Dabei sollen die neuen Regelungen des Landes als Vorbild dienen. Florian Hahnfeldt erläuterte kurz das Dreijahresprojekt der Evangelischen Landeskirche in Baden zur Stärkung der öko-sozialen Beschaffung in den landeskirchlichen Einrichtungen und den Kirchengemeinden. Uta Umpfenbach schließlich wies auf die neuen Produktbroschüren zu Pflanzen bzw. Natursteinen hin, die im Rahmen des Projektes „Mehr Recht als billig” von DEAB und Werkstatt Ökonomie erstellt wurden.
Das nächste Treffen des Forums Nachhaltige Beschaffung Baden-Württemberg wird voraussichtlich im September stattfinden. Interessierte können sich gerne an Uwe Kleinert (uwe.kleinert) wenden. @woek.de