Moria - Die Corona Eindämmung darf nicht auf dem Rücken von fliehenden Menschen ausgetragen werden

Die Zahl der Covid-19 Neuinfektionen muss abflachen, das ist aktuell das oberste Ziel der europäischen Regierungen. Während sich die Kommissionspräsidentin der Europäischen Union, Ursula von der Leyen, beim Händewaschen zeigt um den europäischen Bürger*innen als Vorbild voranzugehen, leben mehr als 20.000 Schutzsuchende unter katastrophalen Bedingungen im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesvos. Das Camp Moria, das eigentlich für maximal 3000 Menschen Platz hat, ist aktuell mit ca. 20.000 Menschen mehr als 6-fach überbelegt. Die Menschen haben dort keinen Zugang zu Wasser oder Seife.Vorsorgliche Schutzmaßnahmen vor Covid-19 wie regelmäßiges Händewaschen und Social-Distancing die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen werden, sind in Moria nicht möglich.

Die Vereinten Nationen haben vor bis 2030 die Sustainable Development Goals (SDG) für alle Menschen umzusetzen. Das sechste dieser Ziele fordert den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen weltweit. Durch die Aufrechterhaltung der Lagersituation und der unmenschlichen Zustände in Moria verwehrt die EU, als größter gemeinsamer Wirtschaftsraum und Friedensnobelpreisträgerin, den Menschen in den griechischen Lagern diesen Zugang zu sauberem Wasser. Internationale NGOs, darunter Ärzte ohne Grenzen, kritisieren die Situation in Moria deutlich und warnen vor einer drohenden Katastrophe. Denn das Credo in Zeiten von Corona  ist ziemlich deutlich. Solange es kein Medikament oder Impfstoff gibt  gilt: Hände waschen, zu Hause bleiben und Abstand halten.Unter den aktuellen Umständen im Lager ist es den Menschen in Camps wie Moria unmöglich diese Empfehlungen auf so engem Raum umzusetzen. Ärzte ohne Grenzen schreibt in einer Pressemitteilung vom 02.04.2020 dazu: 

„Einen Ausbruch von Covid-19 in den überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln einzudämmen wäre unmöglich. In einigen Teilen des Lagers Moria auf Lesbos müssen sich 1.300 Menschen den Zugang zu Wasser an einem Hahn teilen, und es gibt keine Seife. Familien müssen zu fünft oder sechst auf drei Quadratmetern schlafen“. 

Auch die medizinische Versorgung in Moria ist katastrophal. Die 20.000 in Moria lebenden Menschen haben Zugang zu 3 Ärzt*innen, 2 Hebammen und 8 Krankenpfleger*innen. Ärzte ohne Grenzen berichtet von Suizidversuchen von Kinder; die schon lange im Camp leben. 

Geflüchtete organisieren sich im Camp selbst zur Coronaprävention

Die Menschen im Camp fühlen sich alleine gelassen. Daher nimmt eine Gruppe von Geflüchteten die Dinge selbst in die Hand: Sie gründen ein Corona Awareness Team; das über das Virus und mögliche Schutzmaßnahmen informiert. Sie beraten andere Geflüchtete und hängen mehrsprachige Schilder zu Sicherheitsmaßnahmen auf. Eine Weitere Gruppe von Geflüchteten, hauptsächlich Frauen aus Afghanistan, näht für besonders gefährdete Bewohner*innen Atemschutzmasken aus gespendeten Materialien. 

Zeitgleich argumentieren Europäische Regierungsvertreter*innen, dass aufgrund von der Ausbreitung der Pandemie die Verteilung von Geflüchteten auf andere Mitgliedsstaaten nicht möglich sei. Hatte Deutschland Anfang März noch verkündet mindestens 1500 der 8000 unbegleiteten oftmals stark traumatisierten Kinder aufzunehmen so stilisiert sich die Bundesregierung aktuell als humanitär wenn sie davon spricht 50 Kinder in Deutschland.

Quellen:

 

Arps, J.O. (27.03.2020) „Wenn sich eine Krankheit ausbreitet, sind wir verloren“  Analyse und Kritik. zuletzt abgerufen hier: https://wirkommen.akweb.de/2020/03/wie-die-bewohnerinnen-des-fluechtlingslagers-moria-gegen-das-corona-risiko-kaempfen/

Bähr, S. (28.03.2020) Mit Corona allein Gelassen. Neues Deutschland. zuletzt abgerufen hier: https://www.neues-deutschland.de/artikel/1134827.moria-auf-lesbos-mit-corona-allein-gelassen.html

Ladurner, U. (04.04.2020) Sie waren schon als Gesunde nicht willkommen. Die Zeit. zuletzt abgerufen hier: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-04/fluechtlingslager-moria-lesbos-griechenland-zustaende-coronavirus-solidaritaet

Mondays for Humanity (31.03.2020) Wird Moria zum Corona Friedhof?Der Freitag. zuletzt abgerufen hier: https://www.freitag.de/autoren/mondaysforhumanity/wird-moria-zum-corona-friedhof

Schulte, U. (08.04.2020) Humanität in kleinen Dosen. taz. zuletzt abgerufen hier: https://taz.de/Aufnahme-von-Fluechtlingskindern/!5677566/

Schülke-Gill, B. (18.03.2020) Ärzte ohne Grenzen: „Die EU muss diese Menschen so schnell wie möglich aus Moria herausbringen“. Deutsche Welle. zuletzt abgerufen hier: https://www.dw.com/de/%C3%A4rzte-ohne-grenzen-die-eu-muss-diese-menschen-so-schnell-wie-m%C3%B6glich-aus-moria-herausbringen/a-52825358

Seebrücke (18.03.2020) Leave no one behind!- Griechische Lager jetzt evakuieren. Seebrücke zuletzt abgerufen hier: https://seebruecke.org/press/leave-no-one-behind-griechische-lager-jetzt-evakuieren/

Seebrücke (19.03.2020) Humanitäre Korridoren müssen offen bleiben. Seebrücke. zuletzt abgerufen hier: https://seebruecke.org/press/humanitaere-korridore-muessen-offen-bleiben/

Suhr, F. (28.03.2020) Moria ist COVID-19 hilflos ausgeliefert. Statista. zuletzt abgerufen hier: https://de.statista.com/infografik/21169/daten-und-fakten-zum-fluechtlingslager-moria-auf-lesbos/

Ärzte ohne Grenzen (02.04.2020) Covid-19: Von der Leyen muss dringend Evakuierungen aus griechischen Lagern umsetzen. Ärzte ohne Grenzen zuletzt abgerufen hier: https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/griechenland-evakuierung-moria

Informiert bleiben: 

Moria Corona Awareness Team auf Facebook: https://www.facebook.com/MoriaCoronaAwarenessTeam/

Seebrücke: https://seebruecke.org/

 

Text von Tamara Moumna, DEAB Referentin für die Webseite und Social Media