WeltWeitWissen 2014 lud zum Perspektivenwechsel ein

„Perspektiven wechseln“ lautete der Titel des bundesweiten Bildungskongresses „WeltWeitWissen 2014“, der vom 16. bis 18. Januar 2014 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart stattfand. Veranstaltet wurde er vom Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB) und dem Staatsministerium Baden-Württemberg in Kooperation mit zahlreichen Partnern.

Empathie entwickeln und weltweite Zusammenhänge erkennen: Immer mehr Schulen engagieren sich im Globalen Lernen, um ihren Schülerinnen und Schülern zukunftsweisende Fähigkeiten zu vermitteln. Die hochkarätigen Referentinnen und Referenten des Bildungskongresses „WeltWeitWissen 2014“ betonten die große Bedeutung des Globalen Lernens im Hinblick auf die internationalen Verflechtungen, die ökologischen Fragestellungen und das friedliche Zusammenleben von Nord und Süd. Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) müssten deshalb in den Bildungsplänen des Landes einen angemessenen Stellenwert einnehmen, lautete die zentrale Forderung.

Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Bildungsreferenten, Pädagogen, Multiplikatoren sowie Schülerinnen und Schüler, nutzten die zahlreichen Angebote des Bildungskongresses: Neben Vorträgen bot die dreitägige Veranstaltung 51 Workshops, einen breit aufgestellten Bildungsmarkt, vielfältige Jugendprojekte von Theater bis Second-Hand-Modenschau, Filme, Tanz sowie eine bio-regio-faire Verkostung. Die Bedeutung des Globalen Lernens beleuchteten die Referentinnen und Referenten unter unterschiedlichen Aspekten.

„Bildungsarbeit muss heute und in Zukunft Globales Lernen sein und sich nachhaltigen Entwicklungen verpflichtet fühlen. Lokal und global muss sie wichtige Themen wie Ressourcenverbrauch, Entwicklungs- und Umweltpolitik sowie Menschenrechte und Demokratie kritisch in den Blick nehmen und konstruktiv vermitteln“, so der Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten Peter Friedrich. „Dies sollte in den Familien, den Kindertageseinrichtungen, an unseren Schulen sowie an den Hochschulen, Akademien und Bildungseinrichtungen aller Art umgesetzt werden. So versteht sich die aktuelle Bildungs- und Entwicklungspolitik der baden-württembergischen Landesregierung.“

Dr. Jörg Schmidt, Amtschef im Kultusministerium, erläuterte bei einem Podiumsgespräch, dass die Bildung für nachhaltige Entwicklung in den neuen Bildungsplänen, die derzeit erarbeitet werden, durch ein übergreifendes Leitprinzip eine zentrale Rolle spielen würde: „Es ist uns wichtig, dass Kinder und Jugendliche von Anfang an auf den immer komplexeren Alltag und die Verflechtungen in der globalisierten Welt vorbereitet werden. Konkret wollen wir, dass sie die ökonomischen und ökologischen Auswirkungen ihres eigenen Handelns und Lebensstils verstehen und hinterfragen können.“ Der kompetenzorientierte Ansatz der Bildungspläne fördere ein vernetztes Lernen und entspreche damit sowohl dem Leitprinzip als auch den Ansätzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung.

„Ich wünsche mir, dass der Kongress deutlich signalisiert, dass das Globale Lernen als zentraler und expliziter Bildungsauftrag in die schulischen Lehrpläne aufgenommen werden soll“, so Claudia Duppel, Geschäftsführerin des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, DEAB, in ihrer einführenden Rede. Sie wies darauf hin, dass zivilgesellschaftliche Initiativen und Organisationen seit Jahren innovative Projekte und Programme dafür entwickelten.

Einen Abriss über die Geschichte des Globalen Lernens und die Möglichkeiten, Globales Lernen als bleibender Bildungsauftrag in und außerhalb des Schulalltags umzusetzen, gaben Sigrid Schell-Straub, EPIZ und LAK, und Prof. Dr. Dr. Gregor Lang-Wojtasik, PH Weingarten. Zukünftige Bildungsreformen, insbesondere die Bildungsplanreform in Baden-Württemberg, sollten interdisziplinäre, selbstorganisierte Lernarrangements und Kooperationen mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen befördern, so die Experten.

Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel und schwindende fossile Rohstoffe forderte Dr. Klaus Seitz, Brot für die Welt, eine umfassende Bildungswende. Die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen, die Große Transformation, könne nur gelingen durch problemlösende Lernarrangements, die Handlungs- und Gestaltungskompetenz der Lernenden stärken.

In diesem Jahr gelte es, neue Schwerpunkte für ein Weltaktionsprogramm der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu setzen, so Jörg-Robert Schreiber, Repräsentant VENRO im Nationalkomitee der UN-Dekade BNE. Die UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung laufe zum Ende des Jahres aus, im Jahr 2015 würden außerdem die UN-Programme Millennium Entwicklungsziele und Bildung für alle beendet sein. Schreiber machte deutlich, dass alle gesellschaftlichen Ebenen, jeder einzelne sowie jede Initiative und Organisation aufgefordert sind, sich an der Neuausrichtung zu beteiligen.

Dem Thema „Orientierungsrahmen für Globale Entwicklung“, widmete sich Hannes Siege, Engagement Global. Der Orientierungsrahmen wurde von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geschaffen. Themen nachhaltiger Entwicklung sollen danach in möglichst allen Schulfächern angesprochen werden.

Kritisch betrachtete Prof. Dr. Elísio Macamo, Universität Basel, die Rolle der Migranten als Bildungsträger. Humorvoll interpretierte er die Reisen von Humboldt und Hänschen Klein und folgerte daraus: „Migranten tragen keine ursprüngliche Kultur, denn die Welt in der sie sich bewegen, ist von Europäern geschaffen.“ Aus diesem Grund sollten Migranten Bildungsarbeit leisten, indem sie die Ängste der einheimischen Bevölkerung bekämpfen - und diese in die Welt heranführen, die sie einst geschaffen haben, aber nicht mehr wissen, dass sie dies getan haben.

Rund 100 Schülerinnen und Schüler aus mehreren Schulen präsentierten auf dem Kongress selbst kreierte Projekte. 25 Leuchtturmprojekte aus dem ganzen Bundesland stellten sich vor, vier wurden mit einem Preis ausgezeichnet.

Ihre Ansprechpartnerinnen:
Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB) e.V.,
Gabriele Radeke und Julia Keller, Telefon 0711 / 66487328, E-Mail: globales-lernen@deab.de

WeltWeitWissen 16.-18.1.2014: Bildergalerie

Faire Kaffeepause im Landtag – 10 Jahre Entwicklungspolitische Leitlinien

Im Rahmen der Fairen Woche hatten wir vom DEAB in Kooperation mit der SEZ am 28.09.2022 die Abgeordneten des Landtags zu einer Fairen Kaffeepause mit Burundi-Kaffee eingeladen.

„The Fair Länd“ - 10 Jahre Entwicklungspolitische Leitlinien sind ein guter Anlass zu zeigen, welchen Beitrag wir zu ihrer Umsetzung leisten und mit den Abgeordneten über die Leitlinien ins Gespräch zu kommen.

Zitate der Entwicklungspolitischen Sprecher

„Die Entwicklungspolitischen Leitlinien sind die Richtlinie und der Auftrag für globale Verantwortung in Baden-Württemberg. Ihre Verwirklichung wird von der SEZ als zentraler Akteurin und Förderin und dem DEAB als entwicklungspolitischem Landesnetzwerk der Tausenden von Akteur:innen getragen. Eine ambitioniertere Entwicklungspolitik des Landes muss dafür sorgen, dass dieses Engagement all seine Kraft entfalten kann und somit noch deutlich mehr bwirkt!“  Sebastian Cuny, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion SPD im Landtag von BW

 

„Entwicklungszusammenarbeit ist für mich eine Querschnittsaufgabe und wesentlicher Bestandteil einer an Nachhaltigkeit ausgerichteten Landespolitik. Wir haben das Glück, bei dieser Aufgabe auf das starke Engagement der zivilgesellschaftlichen Einrichtungen zählen zu können, mit denen wir seit vielen Jahren auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Mit den Entwicklungspolitischen Leitlinien haben wir dafür gemeinsam eine gute und zukunftsweisende Grundlage geschaffen. Wir dürfen gerade jetzt unsere globale Verantwortung, was zum Beispiel die Lebensmittelsicherung in der ganzen Welt betrifft, nicht aus den Augen verlieren.“  Josha Frey, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion GRÜNE im Landtag von BW

 

„Besonders wichtig sind mir persönlich Themen wie Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft vor Ort. Das Engagement der Zivilgesellschaft, also der sogenannte bottom up approach ist essentiell für eine nachhaltige Umsetzung aller Projektideen. Umso näher ein Projekt an der Zivilgesellschaft und den konkreten Bedingungen vor Ort dran ist und deren Lebenswelten kennt, umso umsetzbarer und nachhaltiger ist das Projekt. Dafür braucht es Engagement von mindestens zwei Zivilgesellschaften – genau dafür schätze ich die Arbeit des/der DEAB / SEZ.“  Georg Heitlinger, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion FDP/DVP-Fraktion im Landtag von BW

 

„Global denken – lokal handeln. Dafür stehen seit nunmehr zehn Jahren die Entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes und tragen damit maßgeblich dazu bei, das Thema Entwicklungszusammenarbeit stärker in den Fokus der Landespolitik zu rücken und dort als Querschnittsaufgabe aller Ressorts zu verankern. Die Leitlinien sind zudem eine Blaupause für das Zusammenwirken aller Akteure. Denn klar ist: Engagement und Verantwortung können nur als gemeinsame Aufgabe von Zivilgesellschaft und Politik erfolgreich wahrgenommen werden." Dr. Albrecht Schütte, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion CDU im Landtag von BW