Fünftes Treffen des Forums Nachhaltige Beschaffung Baden-Württemberg am 13. Oktober im Welthaus Stuttgart

Weit überwiegend im Zeichen beschlossener oder geplanter rechtlicher Regelungen auf Landes- und Bundesebene stand das fünfte Treffen des Forums Nachhaltige Beschaffung Baden-Württemberg:

Zunächst gab Uwe Kleinert, Fachpromotor für nachhaltige öffentliche Beschaffung und Unternehmensverantwortung, einen Überblick über die aus seiner Sicht wichtigsten Aspekte der seit April gültigen Verwaltungsvorschrift (VwV) Beschaffung des Landes. Er begrüßte, dass bei bestimmten Produktgruppen die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen nachgewiesen werden muss, dass Produkte aus Fairem Handel bei gleicher Eignung den Vorzug erhalten sollen und dass als Nachweise nur noch unabhängige Siegel und Zertifikate sowie qualifizierte Eigenerklärungen mit zielführenden Maßnahmen anerkannt werden. Einfache Eigenerklärungen sind nicht mehr möglich. Er machte aber deutlich, dass die VwV Beschaffung nur für Landeseinrichtungen verbindlich ist, nicht für die Kommunen im Land. Frau Dr. Rosenauer vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft wies darauf hin, dass die VwV bereits die Regelungen der EU-Vergaberichtlinie berücksichtige, die gerade erst in deutsches Recht umgesetzt werde.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt widmete sich der geplanten neuen VwV Vergabe, mit der den baden-württembergischen Kommunen unter anderem die Anwendung der VwV Beschaffung empfohlen werde. Inhaltliche Aspekte werden darin nicht angesprochen. Mit der Verabschiedung der VwV Vergabe ist nach Einschätzung einiger Teilnehmender noch in diesem Jahr zu rechnen.

Anschließend erläuterte Frau Dr. Rosenauer kurz den Stand des Vergaberechtsmodernisierungsgesetzes (VergRModG), mit dem die EU-Vergaberichtlinie in deutsches Recht umgesetzt werde. Der Bundesrat habe dem Gesetz Ende September zugestimmt.

Ein weiteres Thema war eine parlamentarische Initiative zur Änderung des Bestattungsgesetzes. Damit soll es Kommunen ermöglichst werden, in ihren Friedhofsatzungen Grabmale aus ausbeuterischer Kinderarbeit rechtssicher auszuschließen. Die bisherige Regelung wurde vom Verwaltungsgerichtshof Mannheim in zwei Urteilen für unzulänglich erklärt. Barbarita Schreiber, Beraterin der Grünen Fraktion im Landtag, stellte den Entwurf vor, dem sich inzwischen alle Fraktionen angeschlossen haben. Aus zivilgesellschaftlicher Perspektive wäre eine Erweiterung in Richtung aller ILO-Kernarbeitsnormen analog der VwV Beschaffung wünschenswert gewesen. Das, so Barbarita Schreiber, hätte dazu geführt, dass die Änderung nicht mehr in dieser Legislaturperiode hätte beschlossen werden können; vermutlich wäre die Initiative auch nicht von allen Fraktionen unterstützt worden.

Wenigstens einen praktischen Input gab es auch bei diesem Treffen des Forums: Jan Mitter vom deutschen Evangelischen Kirchentag gab unter dem Titel „So viel wie möglich ökofair” Einblicke in die Beschaffungspraxis des DEKT.

Faire Kaffeepause im Landtag – 10 Jahre Entwicklungspolitische Leitlinien

Im Rahmen der Fairen Woche hatten wir vom DEAB in Kooperation mit der SEZ am 28.09.2022 die Abgeordneten des Landtags zu einer Fairen Kaffeepause mit Burundi-Kaffee eingeladen.

„The Fair Länd“ - 10 Jahre Entwicklungspolitische Leitlinien sind ein guter Anlass zu zeigen, welchen Beitrag wir zu ihrer Umsetzung leisten und mit den Abgeordneten über die Leitlinien ins Gespräch zu kommen.

Zitate der Entwicklungspolitischen Sprecher

„Die Entwicklungspolitischen Leitlinien sind die Richtlinie und der Auftrag für globale Verantwortung in Baden-Württemberg. Ihre Verwirklichung wird von der SEZ als zentraler Akteurin und Förderin und dem DEAB als entwicklungspolitischem Landesnetzwerk der Tausenden von Akteur:innen getragen. Eine ambitioniertere Entwicklungspolitik des Landes muss dafür sorgen, dass dieses Engagement all seine Kraft entfalten kann und somit noch deutlich mehr bwirkt!“  Sebastian Cuny, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion SPD im Landtag von BW

 

„Entwicklungszusammenarbeit ist für mich eine Querschnittsaufgabe und wesentlicher Bestandteil einer an Nachhaltigkeit ausgerichteten Landespolitik. Wir haben das Glück, bei dieser Aufgabe auf das starke Engagement der zivilgesellschaftlichen Einrichtungen zählen zu können, mit denen wir seit vielen Jahren auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Mit den Entwicklungspolitischen Leitlinien haben wir dafür gemeinsam eine gute und zukunftsweisende Grundlage geschaffen. Wir dürfen gerade jetzt unsere globale Verantwortung, was zum Beispiel die Lebensmittelsicherung in der ganzen Welt betrifft, nicht aus den Augen verlieren.“  Josha Frey, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion GRÜNE im Landtag von BW

 

„Besonders wichtig sind mir persönlich Themen wie Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft vor Ort. Das Engagement der Zivilgesellschaft, also der sogenannte bottom up approach ist essentiell für eine nachhaltige Umsetzung aller Projektideen. Umso näher ein Projekt an der Zivilgesellschaft und den konkreten Bedingungen vor Ort dran ist und deren Lebenswelten kennt, umso umsetzbarer und nachhaltiger ist das Projekt. Dafür braucht es Engagement von mindestens zwei Zivilgesellschaften – genau dafür schätze ich die Arbeit des/der DEAB / SEZ.“  Georg Heitlinger, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion FDP/DVP-Fraktion im Landtag von BW

 

„Global denken – lokal handeln. Dafür stehen seit nunmehr zehn Jahren die Entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes und tragen damit maßgeblich dazu bei, das Thema Entwicklungszusammenarbeit stärker in den Fokus der Landespolitik zu rücken und dort als Querschnittsaufgabe aller Ressorts zu verankern. Die Leitlinien sind zudem eine Blaupause für das Zusammenwirken aller Akteure. Denn klar ist: Engagement und Verantwortung können nur als gemeinsame Aufgabe von Zivilgesellschaft und Politik erfolgreich wahrgenommen werden." Dr. Albrecht Schütte, MdL, Entwicklungspolitischer Sprecher, Fraktion CDU im Landtag von BW